City Blog
Dürerhaus
Das Unternehmen – das Besondere
Mit dem Dürerhaus haben die Brandenburger ein wahres Kleinod in ihrer Hauptstraße. Früher gab es viele Dürerhäuser in Deutschland – Manufakturen, in denen Goldschmiede, Maler oder Keramiker arbeiteten. „Sie waren wie eine Schutzmarke des Kunsthandwerks“, erzählt Elisabeth Zahn, die gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Peter das Brandenburger Dürerhaus betreibt. Ihr Geschäft ist eines von zweien, die dem Kunsthandwerk erhalten geblieben sind. Wie es die Tradition verlangt, fühlen sich die Geschäftsinhaber dem Kunsthandwerk verpflichtet. „Wir haben hier Produkte von Firmen, die 100 Jahre und älter sind und immer weiter gekämpft haben“, sagt Elisabeth Zahn. Ihre Augen leuchten, wenn sie auf die Handwerkskunst um sich herum blickt. Wie auf die Leinen-Bettwäsche der litauischen Manufaktur Vaitkute: „Das hat schon die Oma im Schrank gehabt. So etwas ist zeitlos, das kann man vererben“. Die meisten haben allerdings, wenn sie sich das Dürerhaus vorstellen, die blaue Wolke von Wendt & Kühn vor Augen. Eben jene Miniempore, auf der sich die einzigartigen Engel aus dem Erzgebirge sammeln. „Sie gehört ins Schaufenster, schon immer“, verrät Elisabeth Zahn. Für die große Sortimentsbreite erzgebirgischer Volkskunst ist das Unternehmen jüngst in den Fachhandelsring Erzgebirgische Volkskunst aufgenommen worden. Ein Ritterschlag für die Fachkompetenz und Verbundenheit des Dürerhauses mit dem traditionellen Kunsthandwerk.
Die Unternehmer – die Personen
Ekkehard Bräuer, dessen Mutter das Dürerhaus 1954 eröffnet hatte, suchte 2010 würdige Nachfolger für sein Geschäft. In seinen Nachbarn, der Familie Zahn, hat er sie gefunden. „Drei Mal hat er uns den Laden angeboten“, berichtet Elisabeth Zahn. Die ersten beiden Male wagte sich das Paar, bekannt vom Blumenhandel Zahn, nicht an das außergewöhnliche Gewerbe heran. Dann aber konnten die beiden nicht mehr widerstehen. „Da wir Kunsthandwerk privat lieben“, gibt Elisabeth Zahn zu. Sie kauften das Haus in der Hauptstraße 54, sanierten es, vergrößerten das Ladengeschäft. Mit der Wiedereröffnung 2012 strahlte das Dürerhaus in neuem Glanz, blieb aber immer ganz bei der Tradition. Elisabeth und Hans-Peter Zahn gehen in der Suche nach feinstem Kunsthandwerk spürbar auf. Auf Messen lauschen sie den Geschichten der Gilde, auf Reisen besuchen sie Manufakturen. Um zu verstehen, welche Kunstfertigkeit sich in Holzfiguren, Keramik, Tuch oder Metall verbirgt. Zu jeder kleinen Figur, zu jedem unverwechselbaren Stück kennen sie die Geschichte. Ebenso wie ihre Mitarbeiter. „Sie sind unser größter Schatz und brennen genauso für die Produkte wie wir“, sagt das Paar. Vera Uhrbach, Gabriela Böttche, Christiane Schwede, Bärbel Klöpfl und Gabriele Haas ergänzen sich dabei perfekt, macht Elisabeth Zahn klar. „Jede geht in ihren Gaben auf“, beschreibt sie es.
Produkte – Dienstleistungen – Lösungen
„Es ist wie die Nadel im Heuhaufen zu finden“, sagt Elisabeth Zahn über die Suche nach wahrhaften Kunsthandwerkern. Unter 1000 Ausstellern sind auf Messen manchmal nur fünf, die den traditionellen Anspruch an Gebrauchsgegenstände mit künstlerischer Gestaltung erfüllen. Bei der puren Aufzählung dessen, was es im Laden zu entdecken gilt, wird man den Manufakturen kaum gerecht. Da sind handgenähte Lederbälle von Sonnenleder, charmante Holzfiguren von Björn Köhler, mundgeblasenes Glas von Dutz, feingewebtes Leinen von Klässbols, blau-weiß-gepunktete Keramik von Bürgel oder oder oder. Viele Stücke wecken Kindheitserinnerungen, werden von den Besitzern liebevoll geachtet und häufig weiter vererbt. „Das sind nachhaltige Produkte, keine Wegwerfsachen“, sagt Elisabeth Zahn. „Die Sachen muss ich angucken, anfassen, die Geschichten dazu hören“, sagt sie über die Bedeutung des Dürerhauses. Die Kunden danken es. Touristen, die die Einzigartigkeit des Dürerhauses ebenso wie viele Stammkunden anerkennen. „Wir haben eine Kundin, die zieht sich extra schön an, wenn sie zu uns kommt“, erzählt Elisabeth Zahn. Um das Kunsthandwerk zu würdigen, das in dieser Form kaum noch in Deutschland präsentiert wird.
Text/Foto Antje Preuschoff